Reine Spiegelfechterei
Schon seit Monaten war Normalbenzin nur noch unwesentlich billiger als Super. Jetzt verkauft Aral beides zum gleichen Preis. Sieht normal aus, ist aber wohl ein Trick. Denn wer will schon Normal, wenn er Super kriegen kann - und wer braucht dann noch Normal?
Den Verdacht, dass sie demnächst kein Normal mehr verkaufen wollen, haben die Ölfirmen zwar schon vor Wochen empört zurückgewiesen. Sie fürchteten die Wut der Autofahrer. Angeblich wirkt der Marktpreis treibend: Wieder einmal kaufen die Amerikaner aber auch die Chinesen den Spotmarkt in Rotterdam leer. In den USA fahren die meisten Autos noch mit Normal. Hierzulande müssen dagegen bereits drei Viertel der Motoren mit Super betrieben werden - Tendenz steigend.
Tatsächlich dürfte es aber auch andere Gründe geben, Normal aus dem Sortiment zu kippen. Die Marge ist so schlecht wie bei keiner anderen Sorte. Gleichzeitig bleibt den Konzernen so ein weiterer Kostenschub erspart. Denn angesichts der Klimadebatte werden die Tankstellen schon bald E85 - also einen Mix aus 85 Alkohol und 15 Prozent Benzin - anbieten wollen. Gut, wenn dann eine Säule frei geworden ist. Die Abwehrschlacht der Ölkonzerne ist nichts anderes als Spiegelfechterei.
von Ernst August Ginten
Quelle: www.welt.de 04.12.2007
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